9. März 2009

Einfach weg II

Und schon wieder lautet meine Überschrift "Einfach weg", denn vor sechs Tagen ist das Kölner Stadtarchiv verschwunden. Und mit ihm 18 Regalkilometer voller Archivmaterialien, u. a. der Nachlass von Heinrich Böll.


Aber gestern hat sich nun auch die Befürchtung bestätigt, dass nicht nur ein Teil des Stadtgedächtnisses in einem frisch gebuddelten U-Bahn-Schacht verschwunden ist, sondern auch mindestens ein Menschenleben dabei ausgelöscht wurde. Der Junge war erst 17, und er hat die Warnungen der Bauarbeiter nicht gehört, weil er in seinem Bett schlief - der Bäcker war erst am Morgen von der Arbeit nach Hause gekommen. Mein Gott!!

Nun suchen sie nach dem zweiten Vermissten, und die Hoffnungen gehen gegen Null. Meine allerdings nicht. Ich kenne den Design-Studenten zwar nicht, aber ich denke (so wie auch im Fall des 17-jährigen) bis zuletzt "Der taucht bestimmt wieder auf!". Eine ganz ehrliche, penetrante Hoffnung. Oder ein blauäugiger Optimismus!?

"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die da nach fünf Tagen noch jemanden rausholen!?" fragte mich einer. Warum war ich mir denn so sicher? Dass die Hoffnung immer zuletzt stirbt, weiß doch jeder. Und ist es naiv, wenn man Überlegungen anstellt wie "Vielleicht ist der ja spontan weggefahren und hat noch nicht mitgekriegt, dass er vermisst wird"? Keine Ahnung. Ich muss jetzt in die Südstadt fahren, weil ich dort einen Termin habe. Ich nehme mir vor, im Vorbeifahren ein wenig Naivität und Optimismus dazulassen, vielleicht können sie ihn dann lebend bergen. Niemals aufgeben!

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