7. April 2006

Rhenish

LEO sagt, "Rheinisch" hieße auf Englisch "Rhenish", wobei ich mich frage, ob dieser Besserwisser nicht einfach nur zwei Buchstaben verschluckt hat, um nicht preiszugeben, dass er in Wirklichkeit gar nicht weiß, was "Rheinisch" auf Englisch heißt. Eigentlich ist es mir aber auch völlig egal, was Rheinisch auf Englisch heißt, denn heute will ich mich viel lieber mit dem rheinischen Rheinisch befassen.

Ganz bestimmt will ich nicht in fiesester Bastian-Sick-Manier dialektbezogene Feinheiten aufs Korn bzw. die spitze Feder nehmen und dabei so renitent Haare spalten, dass es selbst den oberlehrerhaftesten Oberlehrer nervt. Aber mich einmal über eine ganz bestimmte sprachliche Eigenheit der Landsleute meiner Wahlheimat lustig machen, das möchte ich schon.

Woher, meine Lieben, kommt es, dass die Rheinländer nicht in der Lage sind, ein vernünftiges "ch" - ein weiches, so wie das in "Mädchen" - über die Lippen zu bringen? Wieso gibt es kein "Ich", sondern nur ein "Isch"? Nur "Sischerheit" anstelle von "Sicherheit"? Und - die Krönung - "Wischtisch" statt "Wichtig"?

Sicher gibt es - wie für die meisten Merkwürdigkeiten - auch hierfür eine althergebrachte Legende, die dieses sprachliche Fehlverhalten begründet. Man müsste nur einmal einen Heimatforscher fragen: Vielleicht waren es die Heinzelmännchen, die den Kölnern einst das "ch" gestohlen, aus Wut über die schmähliche Nachstellung durch des Schneiders Weib!?
Oder aber es hat - wie auch sonst ja vieles - mit dem Dom zu tun. Oder der heiligen Ursula und den elftausend Jungfrauen. Ist ja letztlich auch irrelevant, was wir aber tagtäglich zu hören bekommen, ist eben bis heute die völlige Absenz des weichen "ch".

Diese wird dann besonders interessant, wenn sie absonderliche Blüten trägt. Das in einem dahingehauchte "Ischliebedisch" ist in dieser Hinsicht ja schon ein Klassiker. Das in einem höchst abschreckenden Videobeitrag über Köln-Ossendorf desöfteren geäußerte "Verpiss Disch" eher unschön.

Für mich persönlich ungeschlagen und auf ewig auf Nummer Eins jedoch ist ein Satz, den ich neulich im Fitness-Studio hörte, als ich der folgenden Begebenheit beiwohnen durfte:
Der Trainer des Step-Kurses schleppte eine Step-Stufe, eine Wasserflasche UND vier Step-Unterteile quer durch den Raum. Ein Kursteilnehmer fragte ihn: "Schaffst Du's, ist das nicht zu viel zu tragen?"
Auf diese Frage antwortete der Trainer mit jenem Satz, der sich sofort an die Spitze meiner persönlichen TopTen der Isch-kann-kein-"ch"-Sätze katapultiert hat:
"Ach was. Isch bin Multitasking!"

Ich hoffe, ich muss mich hierzu nicht weitergehend äußern und nicht näher kommentieren, dass neben der Aussprache auch eine genaue Definition von Multitasking sowie die Tatsache zu hinterfragen wäre, inwieweit man Multitasking sein kann. Amüsiert habe ich mich jedenfalls köstlich, allerdings war ich damit in diesem Moment ziemlich allein...

1 Kommentar:

pandoria hat gesagt…

Tinifeliz, passend zum Thema, sachischma, möschte isch disch auf folgenden Link hinweisen:
www.katzundgoldt.de/witz_deutlich_sprechen_1.htm